Gymnasiale Oberstufe
Der LernprozessWie in den um die Jahrhundertwende (18.Jh./19.Jh.) bereits gewonnenen anthropologischen Erkenntnissen, sehen wir das Kindsein nicht als „ein notwendiges Durchgangsstadium zum Erwachsenenleben..., sondern als einen eigenen vollwertigen Lebensabschnitt. Seit Rousseau hatte man wieder gelernt, die Seele als ein tätiges und hervorbringendes Wesen zu sehen. Pestalozzi war von der in mir wohnenden Strebekraft ausgegangen.
Nun sprach Montessori davon, dass im Individuum eine vitale Kraft sei, die nicht als Wirkung äußerer Faktoren bestehe, sondern als Ursache wirke.“ An diese Ideen schlossen sich zahlreiche andere Pädagogen wie Freinet, Dewey, Korczak, .... an, die im Kind ein gewisses Kraftzentrum erkannten, das die individuelle Entwicklung vorantreibt. Jedes gesunde Kind ist geradezu begierig, zu lernen und seine körperlichen und geistigen Kräfte zu üben, sie wollen sich mit ihren eigenen Sinnen in der Welt zurechtfinden. Um Kreativität entwickeln zu können, müssen den Jugendlichen entsprechende Angebote gemacht werden, in denen sie diese (ihre Potentiale) entwickeln und entfalten können. Dazu gehören zum einen eine ansprechend gestaltete und zum Lernen anregende Umgebung und zum anderen die Möglichkeit, sich mit den unterschiedlichsten Lernformen die Welt der Wissenschaften zu erobern. Dafür geben wir den Jugendlichen vielfältige Anlässe und schaffen Angebote, in denen sie über das kreative Arbeiten in die Inhalte des Thüringer Lehrplans eindringen können. Die Inhalte werden dabei abgearbeitet, aber auch in durch Schüler beeinflusster zeitlicher Reihenfolge und auf eine andere Zugangsweise. Die besondere Art der Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand macht den Jugendlichen das Lernen leichter und wirkt nachhaltig, denn wir verstehen Bildung nicht bloß als Reproduktion von Wissen, sondern als einen dynamischen Prozess. Erfolgreiches Lernen zeigt sich nicht in der Deckungsgleichheit von ursprünglichem Lerninhalt und später Reproduziertem (Input-Output-Modell), sondern in der Fähigkeit, sich das Erlernte im Kontext eigener subjektiver Strukturen nutzbar machen zu können. Erfolgreiches Lernen heißt dann, selbständige Weiterverarbeitung für prinzipiell neue und vorab unplanbare Handlungssituationen. Lernen ist so gesehen keine Verhaltenseinübung in mögliche spätere Lebenssituationen, sondern Befähigung zum Handeln in der Gegenwart und damit erst zur Entwicklung von Strukturen, die handlungsrelevant für die Zukunft sein können. Erfolgreiches Lernen hängt demnach von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie z. B. von der Arbeitsatmosphäre, der Anregung individueller Lernstrategien, der Gestaltung der Lernmaterialien, den angebotenen Lernformen und auch von der Struktur der Lerngruppe sowie vor allem von der Qualität emotionaler Bindungenzwischen Schülern und Lehrern. |